Der Tennisstar Novak Djokovic steht im Zentrum einer landesweiten Hetzkampagne, weil er am 18. Dezember 2024 öffentlich die Studentenproteste in Serbien unterstützte. Der umstrittene Beitrag, den er auf der Plattform X (ehemals Twitter) veröffentlichte, lautete auf Serbisch: „Kao neko ko duboko veruje u snagu mladih i njihovu želju za boljom budućnošću, smatram da je važno da njihov glas bude čujan. Srbija ima ogroman potencijal, a obrazovana mladi su njena najveća snaga. Ono što nam svima treba je razumevanje i poštovanje. Sa vama, Novak.“ Direkt nach seiner Botschaft kündigte Serbische Regierung Unmut an – zumindest laut journalistischer Beobachtungen.

Hintergrund der Studentenproteste

Seit Anfang 2024 mobilisieren sich serbische Studierende gegen ein umstrittenes Bildungspaket, das laut dem unabhängigen Think‑Tank „Youth Rights Serbia“ die Studiengebühren um bis zu 30 % erhöhen soll. In Belgrad und Novi Sad kamen über 10.000 Demonstranten auf die Straßen, während die Polizei mehrfach mit Tränengas reagierte. Die Proteste haben nicht nur die Hochschullandschaft, sondern das gesamte politische Klima erfasst.

Die Social‑Media‑Botschaft und erste Reaktionen

Djokovic – der seit den 2000er‑Jahren als serbischer Nationalheld gilt – nutzte seine riesige Reichweite von rund 12 Millionen Followern, um ein Zeichen zu setzen. In den ersten Stunden nach dem Posting teilten über 5 000 Nutzer den Beitrag, und mehrere internationale Medien zitierten ihn. Der serbische Inside‑Reporter Jaschar Dugalic, der für die Neue Zürcher Zeitung schreibt, bemerkte: "Die Reaktion der Regierung war schneller als erwartet. Noch bevor die Proteste an Fahrt aufgenommen hatten, wurde Djokovic zum Ziel einer koordinierten Gegenoffensive.“

Der mediale Angriff: Informer startet Schmierkampagne

Bereits am Abend des 19. Dezembers veröffentlichte das regierungsnahe Blatt Informer einen eklatanten Angriff: "Ein Schande für Serbien", schrieb die Redaktion und bezeichnete Djokovics Support als "politisches Verratakt“. In den folgenden drei Tagen erschienen laut Medienmonitor‑Analyse 17 Artikel in insgesamt 12 regierungsnahen Medien, die insgesamt über 200 negative Beiträge zu dem Tennisspieler und seiner Familie veröffentlichten. Die Berichterstattung ging schnell über die sportliche Ebene hinaus und stellte Djokovics Staatsbürgerschaft infrage.

Wimbledon‑Debatte und die „Pump It Up“-Interpretation

Im Juli 2025, während der Wimbledon‑Championships, feierte Djokovic seinen Sieg mit einem energiegeladenen Tanz, bei dem er das „Pump“-Gestenmotiv benutzte – ein Satz, der gleichsam als Hashtag der Studentenproteste galt. Serbische Medien interpretierten das als bewusste Provokation. Djokovic wies dies jedoch entschieden zurück und erklärte vor serbischen Reportern: "Wie ich bereits den serbischen Journalisten sagte, das ist etwas zwischen mir und meinen Kindern. Wir haben ein Lied, das heißt ‚Pump It Up‘. Ich weiß nicht, wie viele von euch das kennen. Es ist ein altes Lied, guter Rhythmus."

Möglicher Wegzug nach Griechenland – Fluch oder Chance?

Möglicher Wegzug nach Griechenland – Fluch oder Chance?

Berichten zufolge prüft Djokovic seit Anfang 2025 die Möglichkeit, dauerhaft nach Griechenland zu ziehen. Der Gedanke kam erst nach den anhaltenden Angriffen auf seine Familie auf – darunter ein angeblicher Versuch, seine Tochter in den Medien zu diffamieren. Informer veröffentlichte im Januar 2025 ein Sonderexposé mit dem Titel "Falscher Patriot – flüchtet nach Griechenland" und behauptete, er habe jahrelang als Symbol Serbiens fungiert, um nun zu fliehen. Djokovics Agentur, Michels & Co. Sports Management, wies die Vorwürfe zurück und betonte, dass die Entscheidung rein privater Natur sei.

Experten‑ und Politik‑Kommentar

Die Politikwissenschaftlerin Dr. Milena Petrović von der Universität Belgrad kommentierte: "Djokovic befindet sich an der Schnittstelle zwischen Sportikone und politischem Symbol. Seine Stimme hat Gewicht, und das macht ihn zur Zielscheibe für ein Regime, das kritische Stimmen erstickt. Ein solcher Angriff auf einen internationalen Sportstar ist selten und birgt das Risiko, das Image Serbiens im Ausland zu schädigen." Gleichzeitig äußerte Innenminister Aleksandar Vučić in einer kurzen Stellungnahme, dass "jede Form von politischer Instrumentalisierung von Sportlern nicht akzeptabel sei", ohne jedoch konkretere Gegenmaßnahmen zu benennen.

Ausblick: Was erwartet Djokovic und Serbien?

Die nächsten Monate werden zeigen, ob Djokovic tatsächlich nach Griechenland auswandert oder einen Weg findet, die Spannungen mit der serbischen Regierung abzubauen. Für die Protestbewegung könnte seine Unterstützung ein wichtiges Signal bleiben, das internationale Aufmerksamkeit auf die Forderungen der Studierenden lenkt. Für Serbien steht hingegen die Herausforderung im Raum, Kritik nicht automatisch mit Medienkampagnen zu ersticken, sondern einen Dialog zu ermöglichen – ein Schritt, der das Land langfristig politisch stabiler machen könnte.

Key Facts

  • 18. Dezember 2024: Djokovic postet Unterstützungsbotschaft für serbische Studenten.
  • 19.–22. Dezember 2024: Regierungsnahe Medien veröffentlichen über 200 kritische Beiträge.
  • Juli 2025: Wimbledon‑Feier mit „Pump It Up“-Tanz – missverstanden als Protest‑Symbol.
  • Januar 2025: Gerüchte über dauerhaften Umzug nach Griechenland werden breit diskutiert.
  • Experten warnen: Der Angriff könnte Serbiens internationales Image schädigen.
Häufig gestellte Fragen

Häufig gestellte Fragen

Wie wirkt sich die Medienkampagne auf Djokovics mögliche Auswanderung aus?

Die anhaltenden Angriffe erhöhen den Druck auf den Tennisspieler, da er nicht nur beruflich, sondern auch privat ins Visier genommen wird. Experten sehen die Umzugsgerüchte als Teil einer Strategie, ihn zu isolieren. Sollte er nach Griechenland ziehen, könnte das den Konflikt de‑eskalieren, aber gleichzeitig das Bild Serbiens als Land, das nationale Ikonen kaum schützt, verstärken.

Welche Rolle spielt die serbische Regierung in der Schmierkampagne?

Obwohl die Regierung selbst selten direkt in den Artikeln von Informer auftaucht, wird sie über Ministerien und offizielle Sprecher koordiniert. Innenminister Vučić hat zwar keine direkte Beschuldigung ausgesprochen, aber die engen Verbindungen zwischen Regierung und den betroffenen Medien deuten auf eine implizite Unterstützung hin.

Wie haben die Studentenproteste selbst auf Djokovics Unterstützung reagiert?

Die Protestführer dankten öffentlich und betonten, dass jede internationale Stimme die Bewegung stärkt. In einer Kundgebung am 2. Januar 2025 hielten sie ein Transparent mit der Aufschrift "Danke, Novak!" und forderten die serbische Regierung auf, die Meinungsfreiheit zu respektieren.

Welche rechtlichen Schritte könnten gegen die Medienkampagne eingeleitet werden?

Djokovic könnte aufgrund von Verleumdung und Persönlichkeitsrechtsverletzungen Zivilklagen gegen einzelne Verlage erheben. In der Vergangenheit haben serbische Gerichte jedoch solche Fälle selten zugunsten ausländischer Prominenter entschieden, sodass ein Rechtsweg eher symbolisch als praktisch wirksam sein könnte.

Was bedeutet die Kontroverse für das Image Serbiens im Ausland?

Internationale Beobachter sehen die Kampagne als Hinweis auf eingeschränkte Meinungsfreiheit. Das könnte Investoren verunsichern und das Land bei zukünftigen Sport- und Kultur-Events weniger attraktiv machen – ein Aspekt, den die serbische Regierung bislang kaum adressiert hat.