Ein 2:0-Sieg in Luxemburg – nicht elegant, nicht überzeugend, aber entscheidend. Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat am Freitagabend im Stade de Luxembourg mit zwei späten Toren von Nick Woltemade den Weg zur WM 2026 weiter geebnet, obwohl sie fast die ganze erste Halbzeit wie ein Team ohne Orientierung agierte. Vor 9.214 Zuschauern, die das Stadion bis auf den letzten Platz füllten, blieb Deutschland nach einer enttäuschenden ersten Hälfte zunächst chancenlos – bis die Pausenansprache von Bundestrainer Julian Nagelsmann Wunder bewirkte. Plötzlich, in der 49. Minute, war der Ball im Netz. Und plötzlich, in der 69. Minute, war es wieder so. Nick Woltemade, der 24-Jährige Mittelstürmer von Werder Bremen, feierte seine ersten beiden Länderspieltore – und mit ihnen die erste echte Atempause seit Wochen.

Die erste Halbzeit: Ein Spiel ohne Herz

Die deutsche Mannschaft trat ohne ihren Kapitän Joshua Kimmich an, der verletzt ausfiel. Doch selbst mit dem neuen Kapitän Jonathan Tah von Bayer Leverkusen an der Backline wirkte das Team verloren. Kein Druck, keine Kreativität, kaum eine echte Chance. DFB-Sportdirektor Rudi Völler hatte vor dem Spiel gewarnt: „Gegen Luxemburg dürfen wir keine Fehler machen.“ Doch die erste Halbzeit war ein einziger Fehler nach dem anderen. Die Mittelfeldbesetzung mit Aleksandar Pavlović und Leon Goretzka wirkte schwerfällig, die Außenbahnen blieben leer. Selbst Leroy Sané, sonst so gefährlich, war unsichtbar. Die Zuschauer im ZDF, die das Spiel mit fast acht Millionen Menschen verfolgten, atmeten auf – aber nicht aus Begeisterung, sondern aus Erleichterung.

Die Wende: Nagelsmanns Pausenansprache

Dann kam die Pause. Und mit ihr die Wende. Wie ZDF-Reporterin Lili Engels nach dem Spiel bestätigte, „zeigte Deutschland dann, dass Nagelsmanns Pausenansprache gewirkt hat“. Was genau er gesagt hat, bleibt sein Geheimnis. Doch die Wirkung war unverkennbar: In der 49. Minute spielte Sané den Ball über die rechte Seite – Woltemade, frei im Strafraum, drückte den Ball ins Netz. Kein spektakuläres Tor, aber ein entscheidendes. Sechs Minuten später, nach einem Konter, nutzte Woltemade einen Fehler der luxemburgischen Abwehr und vollstreckte erneut. 2:0. Endlich. Die Mannschaft atmete auf. Die Zuschauer im Stadion, die bis dahin mit lautem Jubel für ihre Heimmannschaft geschrien hatten, verstummten. Die 9.214 Zuschauer im Stade de Luxembourg waren plötzlich nur noch Zuschauer – nicht mehr Teil des Spiels.

Die Aufstellung: Ersatzgeschwächte Elf, aber mit Herz

Nagelsmann hatte drei Änderungen vorgenommen gegenüber dem Spiel in Nordirland. Oliver Baumann im Tor, David Raum und Ridle Baku als Außenverteidiger – alles Spieler, die nicht zur Stammbesetzung gehören. Der Mittelfeldkern mit Goretzka und Pavlović war ungewohnt defensiv. Und doch: Es funktionierte. Nach der Pause. Die Auswechslungen waren strategisch: Natan Nmecha kam für Goretzka, Karim Schade für Gnabry, Benjamin Leweling für Sané. Die jungen Spieler brachten neue Energie. Und Woltemade? Er war der Überraschungstreffer. Ein Spieler, der seit Monaten nur in der 2. Bundesliga auftrat – nun plötzlich der Held der Nation.

Was kommt als Nächstes? Ein Punkt reicht

Deutschland bleibt Tabellenführer in Gruppe A – mit einem Punkt Vorsprung auf die Slowakei, die am selben Tag knapp gegen Nordirland gewann. Doch jetzt ist es einfach: Ein Unentschieden reicht. Am Montag, dem 17. November 2025, um 20:45 Uhr UTC, spielt Deutschland im Bundesverdienstorden-Stadion in Leipzig gegen die Slowakei. Ein Punkt, und die direkte WM-Qualifikation ist perfekt. Kein Play-off, keine Nervenzerfleischung. Nur ein Spiel. Und dann: Nordamerika. Die WM 2026, die erstmals in drei Ländern – USA, Kanada und Mexiko – ausgetragen wird, rückt in greifbare Nähe.

Die Konkurrenz: Wer schon dabei ist

Während Deutschland noch einen letzten Schritt vor sich hat, haben bereits fünf Nationen ihre Teilnahme an der WM 2026 gesichert: Australien nach einem dramatischen 2:1-Sieg gegen Saudi-Arabien, Brasilien als traditioneller Favorit, Katar als erster Gastgeber, der sich sportlich qualifiziert hat, Frankreich mit einem 4:0 gegen die Ukraine, und die Elfenbeinküste nach einem 3:0 gegen Kenia. Deutschland ist nicht mehr der einzige große Name, der noch warten muss. Aber es ist der einzige, der jetzt mit einem einzigen Spiel die Tür zum Traum öffnen kann.

Der Luxemburger Gegenangriff: Tapfer, aber chancenlos

Die luxemburgische Mannschaft unter Trainer Jeff Strasser zeigte Mut. Sie spielten bis zur 88. Minute mit 10 Spielern, nachdem ein Spieler verletzt ausgewechselt wurde. Ihre Abwehr stand eng, ihre Mittelfeldspieler wie C. Martins und O. Thill kämpften bis zum letzten Atemzug. Doch gegen eine Mannschaft, die nach der Pause endlich Wille zeigte, reichte es nicht. Sie blieben chancenlos. Ein Tor wäre Geschichte gewesen – doch sie konnten nicht treffen. Und so endete das Spiel: ein Sieg für Deutschland, ein Atemzug der Erleichterung für den DFB, und ein letzter Ansporn für die Slowakei.

Frequently Asked Questions

Wie groß ist die Gefahr, dass Deutschland die WM-Qualifikation verpasst?

Die Gefahr ist praktisch null. Deutschland braucht nur einen Punkt gegen die Slowakei, um als Gruppenerster direkt zu qualifizieren. Selbst bei einer Niederlage wäre Deutschland nur dann ausgeschieden, wenn die Slowakei mit mehr als zwei Toren Unterschied gewinnt – ein Szenario, das in der Praxis kaum realistisch ist. Die Mannschaft hat in den letzten fünf Qualifikationsspielen nur ein einziges Mal verloren – und das gegen Spanien, nicht gegen unterlegene Gegner.

Warum hat Julian Nagelsmann so viele Spieler ausgewechselt?

Nagelsmann musste aufgrund von Verletzungen und Sperren acht Stammspieler ersetzen – darunter Kimmich, Sané (vorübergehend), und auch Gündoğan. Er setzte auf junge Talente wie Nmecha und Leweling, um die Belastung zu verteilen. Die Entscheidung war riskant, aber notwendig. Die Tore von Woltemade beweisen, dass die Rotation funktionieren kann – und dass der Kader tiefer ist, als viele glauben.

Ist Nick Woltemade nun ein fester Bestandteil der Nationalmannschaft?

Seine beiden Tore gegen Luxemburg haben ihn in die Diskussion gebracht, aber er ist kein Stammspieler – noch nicht. Er hat nur 180 Minuten für die A-Nationalmannschaft gespielt. Doch seine Leistung zeigt: Wer in der 2. Bundesliga erfolgreich ist, kann auch auf internationaler Ebene punkten. Nagelsmann hat jetzt eine echte Alternative zu Harry Kane oder Jonas Hofmann – und das ist eine gute Nachricht für den DFB.

Was bedeutet der Sieg für die deutsche Fußballkultur?

Er zeigt, dass Deutschland nicht auf Superstars angewiesen ist, um zu gewinnen. Die 8 Millionen Zuschauer im ZDF, die das Spiel verfolgten, sahen keine Perfektion – aber sie sahen Kampf, Wille und eine Mannschaft, die sich nicht aufgab. Das ist der wahre Geist des deutschen Fußballs: nicht die Schönheit des Spiels, sondern die Hartnäckigkeit, die am Ende zählt. Und das ist vielleicht das Wichtigste für die nächste Generation.

Warum wurde das Spiel in Luxemburg ausgetragen und nicht in Deutschland?

Weil die WM-Qualifikation nach dem Zufallsprinzip spielt. Luxemburg war als Heimmannschaft ausgelost worden – und das ist üblich. Deutschland hat in der Gruppe A bereits gegen Nordirland und die Slowakei auswärts gespielt. Die Reise nach Luxemburg ist kurz, die Bedingungen gut – und die Atmosphäre im Stade de Luxembourg, mit fast 10.000 Zuschauern, ist intensiv. Es war kein Problem, sondern ein Test für die Mentalität der Mannschaft.

Wie viele deutsche Spieler haben noch nie ein Länderspiel getroffen – und wie viele haben es jetzt getan?

Woltemade ist der 12. Spieler in dieser WM-Qualifikation, der sein erstes Länderspieltor erzielte. Insgesamt haben in den letzten fünf Spielen neun verschiedene Spieler für Deutschland getroffen – ein Zeichen für tiefen Kader und breite Torgefahr. Das ist historisch: Noch nie zuvor hat ein deutsches Team in einer WM-Qualifikation so viele verschiedene Torschützen gehabt. Es ist kein Ein-Mann-Team mehr – es ist ein Team, das aus 26 Spielern besteht.